Jede Zeile brennt, Style ist alles und der Beat ist so fett. Nenn es Elektro-Pop, aber nicht so totes Zeug, sondern als hättest du eine Infusion aus Euphorie in den Venen. Jetzt denk’ dir noch die 80er dazu, und dann hast du’s: Übermut.
Die Sache ist tanzbar, hat Witz und ist speziell: Prince, Kraftwerk, Falco, Spliff stehen Pate, aber die Gegenwart hat ein gehöriges Wort mitzureden.
Einfach nur dem 80er-Hype hinterher? Von wegen. Es sind diese epochalen Analog-Synthis, die uns auf Zeitreise schicken. Ihr Sound ist authentisch und unique, der digitalen Beliebigkeit bleibt nur die Schmuddelecke. Lächelnd lässt das Quartett Zitate der großen Meister fallen, ohne sich darin zu verstricken. Die Arrangemants sind maximal minimalisiert und münden in der perfekten Summe aus Story, Songwriting und Sounddesign. Ist doch klar, dass das Spaß macht. Die Melodien poppen, die Texte schlagen Funken, und irgendwo streunen Hip-Hop, Reggae und Funk durch die Rhythmusgruppe – frisch und knackig aus dem Coolregal. Allgemeinplätze? Fehlanzeige. Soundstilisten gehen auf die Knie und die Lebensfreude hat Partytime.
Übermut ist verknallt ins Hier und Jetzt. Die Songs lieben die Überraschung und ringen dem wüsten Alltagstrott blühende Oasen ab. Die Lust regiert, es geht um Liebe, Rausch, Verführung und den erfüllten Moment. Der Frontmann experimentiert mit Geschlechterrollen und ist sich für nichts zu schade. Alles ist Spiel. Peinlich ist es irgendwie nie, aber lustvoll, ekstatisch und bei allem Überschwang auch noch ziemlich schlau. Neuerdings wird es politischer. Wenn der Optimismus eine Verschnaufpause braucht, zeigen die Songs ihre Zähne.
Feinschliff. Geschmack. Stil. Jeder Schlag, jedes Wort, jede Note sind an ihrem Platz. Und doch bleibt Luft zum Atmen für die vier Musiker, die sich für das Programm Zeit gelassen haben. Luxus. Wie neugierige junge Hunde beschnüffeln sie die aktuellen Trends, immer in Bewegung, nicht besonders schnell zufrieden. Die Lust an der Elektronik ist da, doch am Ende wird alles von Hand gemacht. Analog, Konserve ist nicht. ÜBERMUT ist gewachsen, wächst weiter, jedes Konzert wird zum Fest. Die Formation hat sich zu einem Top-Liveact gemausert und ist auf den Bühnen von Clubs und Festivals angekommen.
Zufall ist das alles nicht. Sänger Christoph Jilo war als Drummer der Hacienda-Liveband auf internationalen Bühnen unterwegs und hat mit seiner Funk-Soul-Band Chinchilla Star bundesweit für Aufsehen gesorgt. Er ist Theaterautor und hat in verschiedenen Autorenteams an namhaften Musicals mitgeschrieben.
ÜBERMUT:
Christoph Jilo – Gesang
Peter Bongard – Keyboards
Manuel Steinhoff – Bass
Björn Hartmann – Schlagzeug